ENTWURFSANSATZ – Campus der Religionen
Die Baukörper der Katholischen-Pädagogischen Hochschule bilden die übergeordnete räumliche Fassung dieses Baufeldes und sind die erste Schnittstelle im stadträumlichen Umfeld. Sie entwickeln sich aus den inneren Raumfunktionen heraus und lassen innerhalb des gesamten Baufeldes ein räumlich gefasstes Ensemble erkennen. Obwohl für uns die Eigenständigkeit, der Archetyp der einzelnen Religionshäuser im Vordergrund steht, sehen wir das Gemeinsame und das Verbindende, aber auch die Ruhe im Sinne einer architektonischen Ausformulierung, als unsere Hauptaufgabe.
Mit der konsequenten Reduktion auf die Elemente - „Mauerwerksziegel, Lehm, Wasser und Natur!“ entsteht eine archaisch anmutende Umgebung, die in ihrem inneren, Einkehr und Stille, inmitten eines hektischen Betriebs der stadträumlichen Umgebung, ermöglicht. - Diese architektonische Ausbildung von einfachen, geometrischen Formen, spiegelt unsere Ausdrucksform von hoher „Spiritualität“ wider, die in Ihrer Anmutung sowohl auf die Ursprünge der Menschheit, als auch auf die Bautraditionen alter Religionshäuser verweist.
Verzicht auf vordergründige Symbolik - Räumliches und materielles Zusammenspiel
Die schlichte Gestalt der einzelnen Gebetshäuser, steht für uns als Sinnbild für die Kontinuität zwischen „Vergangenheit (Stabilität) und Gegenwart (Fragilität)!“ Ein an allen Gebetshäusern angrenzender Bogengang, bringt in Verbindung mit einer einheitlich gestalteten Platzfläche, die unterschiedlichen Gebetshäuser in einen räumlichen und vor allem materialen Zusammenhang.
Ton und Lehm sind in Ihrer Bedeutung weltweit und bezogen auf den Archetypus, die einzig „positiven“ Elemente - denn diese sind auch in allen Teilen der Welt, die ältesten. Die Reduzierung auf diese Bauelemente, in Verbindung mit einer schlichten Ausformulierung, ist gerade bei dieser Bauaufgabe ein besonders bedeutendes, wertvolles und starkes Signal!
BOGENGANG
Der alle Gebetshäuser verbindende Bogengang stärkt in seiner Schlichtheit den Ansatz, auf bewusste und vordergründige Symbolik, zugunsten einer lesbaren Gesamtgestalt (als baulicher Rahmen) zu verzichten. Dies ist sowohl Leitthema für Innen und Außen, - wobei die spürbare Atmosphäre in allen Bereichen durch das Spiel von Licht und Schatten geprägt wird.
RAUM DER STILLE… ein Ort der Kontemplation!
Es ist bezeichnend, dass die Stille ihren architektonischen Ausdruck hauptsächlich in sakralen Räumen erfährt, in deren Raumprogramm ganz eigene, universelle Themen eingeschrieben sind. Die zunehmende Diversität der Weltanschauungen verstärkt das Verlangen nach neutraler Gestaltung und vom Alltag abgeschirmter Rückzugsräume.
Ein eingeschnittener Kegelstumpf durchdringt die obere Platzebene und ragt noch ca. 2,0m darüber hinaus. Der obere Abschluß ist verglast, wodurch der Eindruck eines schwebenden „Lichtkörpers“ aus Ziegel und Lehm entsteht. Dadurch scheint sich der Raum nach oben hin aufzulösen, was Interpretationsspielräume wie „Himmel“ oder „Paradies“ als wesentliche Bestandteile fast aller Glaubensbekenntnisse eröffnet.
KPH – UNIVERSITÄT
Die unterschiedlichen Funktionen werden auf drei Baukörper aufgeteilt, welche durch ihre Stellung einen gemeinsamen und räumlich gefassten Platz bilden. Der Hauptzugang erfolgt von Süden über die neu gestaltete Promenade. Die Gebäude unterscheiden sich entsprechend ihrer Anforderungen in ihrer Typologie und Erschließung. Durch die einheitliche Fassadengestaltung bilden sie jedoch ein gemeinsames Ensemble mit hohem Wiedererkennungswert.
Schon auf den ersten Blick machen die Gebäude mit ihren transparenten Erdgeschosszonen einen einladenden und offenen Eindruck und empfangen über helle und offene Foyers ihre Besucher und formulieren auch hier einen bewussten Übergang, „raus aus den hektischen“ Alltag!
Gerade der Bauteil 1 und 2 ist ein „offenes Foyer“, dass nicht nur die Besucher in sich aufnimmt und über eine bewusste Wegführung zum Platz der Religionen führt, sondern auch alle Studenten in einer offenen Erdgeschoßzone in sich aufnimmt. Ein lebendiger Ort, der zur Mitte hin immer stiller und ruhiger wird. Im Zentrum bildet die Mensa und das Foyer mit seiner offene Raumstruktur, sowie die offene Stiegenanlage, einen multifunktionalen Marktplatz. – Hier spielt sich das öffentliche Leben des Bildungscampus ab. Ein freundlicher und heller Ort, der auch hier die Werte des „Gemeinsamen und Verbindenden“ in den Vordergrund rückt.
In einer Zeit von überbordender Information, in einer Welt, in der die Zeiten für Tag und Nacht, für Arbeit und Freizeit, nicht mehr als ein „Vorschlag“ sind, ist es einfach, eine schnelle Zielvorgabe auszusprechen, - schwierig ist es hingegen, die richtigen Antworten zu geben! Der Campus der Religionen ist die richtige Antwort und bietet den notwendigen Rahmen, um mit den Fragen nach dem „Gemeinsamen“ für ein gelebtes „Miteinander“ in Dialog zu treten! - Religionsgemeinschaften sind nach wie vor Gemeinschaften, die für viele Menschen sehr wichtig sind. Leider gibt es Teile in der Welt, wo Religionen missbräuchlich verwendet werden, um Konflikte auszutragen.
Mit dem „Campus der Religionen“ wird aber ein anderer Weg aufgezeigt! - einer, in dem sich nicht jede Religion gegen die andere verschließt, sondern wo ein Austausch zwischen den Religionen ermöglicht wird, um über ihre Grenzen hinweg, das „Gemeinsame“ zu leben!
PROJEKTTEAM und zusätzliche MitarbeiterInnen (Tp3 Architekten)
BAUPHYSIK - Ing. Wolfgang Köglberger, Henning 41, 4204 Haibach/Mkr.
BRANDSCHUTZ - IMS Brandschutz GmbH, Am Thalbach 10, 4600 Wels