In unmittelbaren Umgebung der historischen Innenstadt von Vöcklabruck, liegt das Areal der ehemaligen Mühle, dass im Norden von der Straße Oberstadtgries und dem Fluss Vöckla gerahmt wird.
Auf den ersten Blick wirkt dieses Areal wie eine Insel inmitten einer gewachsenen jedoch sehr heterogenen Stadtstruktur und wirkt trotz Zentrumsnähe sehr isoliert – man wundert sich, warum hier ein urbaner Stadtteil der direkt am Fluss liegt, scheinbar fehlt. Dies ist sicherlich dem Hochwasserschutz und der historischen Entwicklung der Stadt Vöcklabruck geschuldet, dennoch bietet genau dieser Wettbewerb die Möglichkeit, dieses Quartier neu zu denken und es in den größeren stadträumlichen Verbund zu integrieren.
Die Vision
Ein urbane Stadtteil unmittelbar an der Vöckla, frei von Durchzugsverkehr und dennoch bestens angebunden an die historische Innenstadt sowie der Aufwertung und Neudefinition des Begriffs KUNSTMÜHLE.
Ein Stadtviertel wird durch seine Grenzen, den Rändern und deren Offenheit sowie Durchlässigkeit charakterisiert, um eben genau die angestrebte, stadträumliche Vernetzung zu fördern und zu ermöglichen. Von Beginn an haben wir daran gearbeitet, das gesamte Gebiet näher an den Fluss zu bringen, die Straße Oberstadtgries zu verlegen und gleichzeitig den bestehenden, länglichen Gebäudekomplex mit dem Kraftwerk zu erhalten.
Zunächst stand nur die Verlegung der Straße im Vordergrund, was jedoch städtebauliche Überlegungen hinsichtlich des Kraftwerks und einer vermeintlichen Abgeschiedenheit des Quartiers aufwarf: „Warum trägt dieses Areal eigentlich den Namen Kunstmühle“ – was steckt dahinter?
Diese Fragestellungen sowie die dem Entwurfsansatz innenwohnende, städtebauliche Perspektive führten dazu, den Verlauf der Straße nun nördlich des länglichen Baukörpers zu verlegen. Dies bringt den Vorteil mit sich, dass die bestehende Gebäudestruktur mit städtischen und öffentlichen Raumfunktionen gefüllt werden kann. Somit orientiert sich der Baukörper zum neu geschaffenen Straßen- und Platzraum, bespielt und belebt ihn und formuliert dadurch ein Bindeglied zwischen der Innenstadt und dem Areal der Kunstmühle und öffnet Spielräume für unterschiedliche Neuinterpretationen und stadträumliche Ansätze.
Den Bestand weiter entwickeln heißt, Verantwortung für die nächsten Jahrzehnte zu übernehmen. Die eigentliche Aufgabenstellung sieht einen Abbruch aller Gebäudestrukturen vor, wir sehen sie aber vielmehr in einer vielschichtigen Entdeckung der Potenziale des Vorhandenen. Anstatt ein Mittelmaß einer Ressourcenschonung zu verfolgen, propagieren wir eine konsequente Weiterentwicklung als Chance des Vorhandenen, als ein substanzielles Neudenken des Ortes. - Neben der Verlegung der Straße Oberstadtgries wird die bestehende Gebäudestruktur, quasi, wie sie vorgefunden wird, offengelegt und für öffentliche Nutzungen freigelegt. Diese neue öffentliche EG-Zone vermittelt zwischen „innerhalb und außerhalb“ dieses Areals.
Der längliche Gebäuderiegel mit seinen öffentlichen Nutzungen und offenen Zonen transformiert diesen zuerst „trennenden“ Gebäuderiegel in einen quartiersöffnenden Baustein und verbindet das bestehenden Areal mit der Mühle, dem Bach und rückt es gefühlt näher an den historischen Stadtkern. Das Areal öffnet sich nun auf mehreren Seiten: zur Vöckla, zum Bach Richtung Altstadt und nach Westen. Somit entsteht ein Areal, das zum Teil Vorhandenes erneuert und Teile von notwendigen Raumressourcen in das bestehende auffüllt.
STÄDTEBAU
Die Verlegung der Straße Oberstadtgries wirkt fast so, als ob dadurch Platz geschaffen wird. Das Areal kann näher an den Naturraum der Vöckla rücken und sich dadurch gefühlt deutlich vergrößern.
Die heterogenen Randbedingungen erzeugen urbane Ambivalenz und erfordern spezifische Antworten auf gestalterischer, funktionaler und typologischer Ebene. Das städtebauliche Konzept macht „STADT-LAND-FLUSS das Areal der Kunstmühle“ zur funktionalen und räumlichen Drehscheibe für seine Umgebung und vermittelt zwischen vermeintlichen Gegensätzen. Die Bestandsbauten wirken als aktivierender und gleichzeitig stabilisierender Katalysator für Vöcklabruck – und geben dem Areal seinen Namen.
Die gewählten Baustrukturen der Punktbauten schaffen bewusst keine Ränder, sondern Offenheit, Verbindung und Atmosphäre, die zwischen den angrenzenden stadträumlichen Arealen verbinden und reagieren: Buchten, Schwellenplätze, Fassadenöffnungen und Freiraumtrichter bilden einen rhythmisierenden Übergang mit einladenden, öffentlichen Räumen. Unterschiedliche Baukörpersetzungen leiten in das Areal über.
Das Areal öffnet sich städtebaulich gegen Südosten durch einen halböffentlichen Quartiersplatz, an dem die Möglichkeit besteht, dass sich kleinteilige Gemeinschafts- und Quartiersräume ansiedeln: z.B. Cafe, Galerie, Sitztreppen, die in den Hof reichen, für sommerliche Filmabende, zum Spielen oder zum Plausch, - vielleicht sogar ein kleiner Quartierskiosk zur Nahversorgung.
Die notwendige Reaktion auf den Hochwasserschutz und das dadurch erhöhte Geländeniveau ergibt eine leicht gewellte und lebendige Parklandschaft.
Neue urbane Qualität
Dem Areal fehlt es nicht nur an Begrünung und Entsiegelung, die Abkühlung in den warmen Sommermonaten bringen könnte, es fehlt auch an lebenswerten Plätzen, an einer Durchwegung und an der Vernetzung mit dem Umfeld. „Das Ziel des vorliegenden Entwurfsbeitrages besteht daher darin, diesem Ort genau jene (fehlenden) städtebaulichen Qualitäten zu verleihen.“
Durch den Rückbau und Abbruch eines Teils der bestehenden Struktur wird das zuvor abgegrenzte Areal mit dem städtischen Raum verbunden. Dafür öffnen wir den geschlossenen Block und gestalten einen urbanen Platz, der Teil des öffentlichen Umfeldes wird. Dadurch entsteht eine völlig neue Aufenthaltsqualität, neue Wege werden geschaffen, und ein neuer Treffpunkt für alle entsteht. Aus einem monofunktionalem Block entwickelt sich ein lebendiger Stadtbaustein, der Gastronomie, ein Stadthotel und sozial gemischtes Wohnen unter einem Dach vereint.