STÄDTEBAU
Neben der Reaktion auf die vorhandenen Rahmenbedingungen, wie der hauptsächliche Schutz vor dem Straßenlärm, schlagen wir mit unserem Wettbewerbsbeitrag ein räumliches Konzept vor, dass bewusst im Wechselspiel zwischen dichtem Rand und freier Mitte steht.
Durch ein dichtes Gebäudevolumen an den Rändern werden die Freiflächen nicht zugebaut, sondern zu einem durchgehenden Freiraum zusammengefasst, da die Baukörper nicht auf dem Grundstück verteilt angeordnet sind, sondern an die Ränder verschoben werden.
Diese Anordnung einer Randbebauung ermöglicht, anstelle von vielen kleinen Freiräumen, einen durchgehenden Grünraum.
Dieser großzügige Außenraum erweitert die eigenen vier Wände und lädt zum Wohnen im Freien ein. Die nutzbaren Dachterrassen der niederen Baukörper unterstützen den Gedanken, aktiv im Draußen zu wohnen.
Der grüne Innenhof wird sprichwörtlich ins Zentrum gerückt, mit einer beeindruckenden Offenheit und Großzügigkeit wird es möglich über große Bereiche gewachsenen Boden für große Bäume, aber auch für die Retention von Regenwasser zu erhalten.
STRASSENRAUM - ERSCHLIESSUNG
Wir schlagen entlang der Anton-Plochberger-Straße eine klar zugeordnete Raumschicht für die öffentliche Nutzung mit Geschäften, Büros und/oder Gastronomieeinheiten vor. Ebenso wird hier auch der Eingang zur Krabbelstube verortet.
Dieser Straßenraum erfährt durch seine differenzierte Oberflächengestaltung eine stadträumliche Aufwertung, verbindet sich mit dem gegenüberliegenden Einkaufszentrum und lässt das gesamte Geviert lebendiger und zum Zentrum von Tabor werden.
Die zentral am Grundstück gelegene Haupterschließung wird als Zufahrt zur Tiefgarage und für die Feuerwehr genutzt. Ab der TG-Einfahrt wird ihre Oberfläche differenziert ausgestaltet und zu einer Siedlungs- und Spielstraße.
Die SPIELSTRASSE dient als Treffpunkt für Jung und Alt auf dem zentral gelegenen Straßenraumes, ein gelebtes Miteinander, ein gegenseitig auf sich Acht geben und im gesamten eine strukturelle Aufwertung!
Durch die Bebauung an den Rändern werden keine zusätzlichen Straßen im Baufeld benötigt, da alle Baukörper vom Rand her erschlossen werden. (Die Erschließung der nord-süd verlaufenden Gebäudezeile erfolgt vom Westen).
Gebäudeeinschnitte in der Erdgeschoßzone gliedern die Gebäudevolumen zu übersichtlichen und identitätsstiftenden Eingangsbereichen (der einzelnen Stiegenhäuser) und schaffen Durchlässigkeit zum großzügigen Innenhof.
INNENHOF – ORIENTIERUNG
Die gewählten L-förmigen Baukörper, als strukturierende räumliche Elemente, schirmen das Wohnquartier klar und konsequent vom Lärm der umgebenden Straßen ab. Dadurch wird für die privaten und öffentlichen Ruhezonen im Inneren des Wohnquartiers eine hohe Wohnqualität erzielt. Diese „offene Mitte“ wird in unterschiedliche Verweilzonen gegliedert, die über Erschließungswege miteinander verbunden sind und somit die Attraktivität der Mitte unterstützen – ein neuer Ort der Begegnung und des Verweilens.
Ein Großteil der inneren Gebäudefronten öffnet sich Richtung Innenhof und ermöglichen so die Besonnung der Wohnräume. Verstärkt wird dieses Konzept durch eine wechselnde Struktur von Balkonen, durchgesteckten Wohneinheiten und Loggien.
Die Blockrand-Struktur bebaut die Ränder des Grundstücks, wodurch die Mitte frei bleiben kann. Es gibt eine klare Trennung zwischen der lauten Stadt- und der ruhigen Innenhofseite.
GRÜNRAUM (großzügig und gesamtheitlich, anstelle von kleinteilig und undifferenziert!)
Es gibt fünf verschiedene Qualitäten von Grün- bzw. Freiräumen:
Die Höfe: Da die TG fast ausschließlich unter den Gebäuden zu liegen kommt, können die beiden Höfe zur Retention, zur Pflanzung großer Bäume, etc. zur Verfügung stehen. Sie sind Spiel- und Aufenthaltsbereich für die Bewohner der jeweiligen Höfe. Kinder nützen beide Höfe, je nach Alter der Kinder. Die Höfe sind mittels Durchgänge verbunden. Im nördlichen Hof befindet sich zudem der Garten der Krabbelstube samt Hügel. Im nördlichen Hof wird die große bestehende Baumgruppe erhalten.
Der Waldgürtel: An der Voralpenstraße wird ein Stadtwald gepflanzt. Verschiedenen Pflanzenfamilien generieren hier ein eigenes Biotop aus hochstämmigen Bäumen wie Rosskastanie, umgeben von Staudenfeldern und Hecken. Hainbuchen, Wildsträucherhaine und Kleinbäume gliedern und fassen einzelne Zonierungen. Ein Freiraummosaik, naturnah gestaltet, einen Puffer zur stark befahrenen Voralpenstraße herstellt und zudem den Grüngürtel um den Stadtteil Tabor erweitert.
Die Baumreihe: An der Stichstraße im Westen wird eine Baumreihe gepflanzt, welche die Parkplätze strukturiert. Es werden dabei lichte Schnurbäume bevorzugt.
Die Begegnungszone: Zwischen der Geschäftszone und dem Einkaufszentrum wird eine Begegnungszone aufgespannt. Die Zentrumsfunktion damit gestärkt soll sich bis zur Stadthalle ziehen. Die befestigten Oberflächen werden durch Baumgruppen und Grüninseln aufgelockert. Der Wechsel aus offenen und bepflanzten Bereichen soll für ein ausgewogenes Verhältnis von besonnten und beschatteten Bereichen sorgen und damit auch in den Übergangsjahreszeiten den Aufenthalt im Freien ermöglichen.
Die Spielstraße: An der Zufahrtsstraße zur Tiefgarage schließt die Spielstraße an. Sie soll Begegnungszone für Jung und Alt werden. Auf gewachsenem Boden können großkronige Bäume gepflanzt werden.
Der gesamte Grünraum sowie die Flachdächer sind auf eine „blaugrüne Infrastruktur“ ausgelegt, sodass das anfallende Regenwasser gesammelt und/oder retendiert, verdunsten aber auch wiederverwendet werden kann. Im besten Fall wird das Oberflächenwasser in einem offenen Gerinne sichtbar gemacht. Eine Kaskade an begrünten Dächern unterstützt das Regenwassermanagement.
KINDERBETREUUNG:
Die Räumlichkeiten der Krabbelstube sind in unmittelbarer Nähe der zentralen Erschließungsstraße angeordnet. Dies ermöglicht kurze Wege bei die Anlieferung der Kinder. Ein gedeckter Zugangsbereich bietet Witterungsschutz beim Eingang. Die Gruppenräume orientieren sich alle in den allseits geschützten Innenhof und werden direkt von außen belichtet.
Alle Gruppenräume sind durch ihre Anordnung optimal belichtet und orientieren sich zu den vorgelagerten Freibereichen. Im Erdgeschoß erfolgt der direkte Zugang in den Garten über den Garderobenbereich. Überdachte Terrassen bilden somit Zwischenräume zum Garten, die auch bei Schlechtwetter benutzt werden können. Über diese Terrassen gelangen die Kinder schlussendlich in den Garten.
Der offene Eingangsbereich, in den die Kleinstkinder bequem mit den Kinderwägen gebracht werden können, empfängt die Kinder mit einem durch das ganze Gebäude reichenden Durchblick. Auf der Seite des zentralen Eingangsbereiches und in unmittelbarer Nähe liegt die Verwaltung sowie die allgemeinen Funktionsbereiche, die Gruppenräume sind allesamt zur Gartenseite orientiert.
ATMOSPHÄRE:
Die vorgeschlagene Baukörperanordnung erzeugt einen größtmöglichen Baukörperabstand und somit einen lebenswerten Wohnhof, der gegenseitige Einblicke und Beeinträchtigungen auf ein Minimum reduziert und zugleich die Belichtung, sowohl der Wohnungen als auch des Innenhofes, maximiert.
Den Erdgeschosswohnungen werden kleine Gärten vorgelagert, welche mit dem Gemeinschaftsgarten (Kinderspielplatz) verbunden sind und innerhalb des Freiraumes im Innenhof kleiner atmosphärische Zentren bilden. Der gesamte Freiraum weist fließende Qualitäten auf. Privatheit entsteht nicht im Schutze geschnittener Hecken, sondern durch einen fortlaufenden Aneignungsprozess, der die Entstehung einer Anwohnergemeinschaft fördert.
Diese Hofstrukturen bieten einen geschützten Rahmen mit einer familiären Atmosphäre, die es allen Bewohnern ermöglicht, selbständig oder gemeinschaftlich zu leben.
NACHHALTIG SOZIAL:
Neben einer sehr guten Energieeffizienz entsteht durch die Reduktion der Konstruktion und Installation eine langfristige Flexibilität. Die Wohngrundrisse wurden sparsam konfiguriert, wobei die flächenoptimierte Gestaltung einen anpassbaren und zugleich kostengünstigen Wohnraum garantieren.
Auf den Dächern der vier Gebäude können 3200m2 bzw. ca. 500 kWp PV Flächen installiert werden. Damit kann ein großer Teil des Strombedarfs vor Ort erzeugt und durch ein Speichersystem zu über 50% auch vor Ort verbraucht werden.