Nicht vom Hochglanz überstrahlt, nicht nostalgisch verklärt, aber gekennzeichnet von den Spuren der Lebenszeit. Erst beim zweiten Mal hinsehen, erkennt man die Interventionen und erkennt, dass es nicht wichtig erscheint, alles gerade, sauber, bündig oder glatt auszubilden.
Es geht nicht um die "Überlagerung" des Alten mit dem Neuen, meistens stellen wir uns aber die Frage, wie wir mehr Tageslicht in die Gebäude bekommen, - dieses Thema verfolgt uns bei den meisten Umbauten.
Luft und Licht sind für uns daher die entwurfsbestimmenden Schlagworte, um einer bestehenden Gebäudestruktur wieder eine zweite Chance geben zu können - das Alte eben in eine neue Zukunft überzuführen.
Anstatt sich den stetig wandelnden Bedürfnissen anzupassen und resiliente und langfristig bestehende Strukturen zu planen, werden immer wieder kurzfristig, maßgeschneiderte Lösungen gebaut, um sie beim nächsten Wandel wieder abzureißen! "Stefan Kurath, jetzt: die Architektur!"
Das denkmalgeschützte und spätmittelalterliche Breiterkerhaus in der Linzer Altstadt am Hofberg 5, wurde vermutlich zuletzt in den 1980er Jahren saniert und umgebaut, wobei beim letzten Umbau viele architektonische Qualitäten verdeckt bzw. verbaut wurden.
Die Gangbereiche sind ohne Tageslicht und sehr dunkel, das gesamte "Innere" wurde im Stile der 1980er Jahre überformt (Innentüren, Putze, etc.), der Eingangsbereich ist beengt und mit Müll zugestellt.
Über die Jahre hinweg wurden also viele Qualitäten des vermutlich aus dem Jahre 1595 stammenden Hauses überformt und verändert, - die barockisierte Fassade mit Breiterker ist jedoch in einem guten Zustand erhalten, das Dach ist ein traditionelles Linzer Grabendach mit einer kleinteiligen Eternitdeckung.
... wir müssen endlich erkennen, dass der Gebäudebestand als Basis zum Weiterbauen akzeptiert und verstanden wird! Es wäre fahrlässig, die Chancen die in bestehenden Gebäudestrukturen liegen, aufgrund vorhandener Schwierigkeiten, nicht auszuschöpfen!
Fassaden dürfen reichhaltig sein, wir begegnen ihnen ja täglich. Wenn wir in ihnen immer wieder etwas Neues erkennen, dann hat ein Haus „Reserve“, so wie es Hermann Czech beschreibt, denn die Menschen sollen ihre persönliche Wahrnehmung kreieren können, indem sie die Möglichkeit haben, die Fassaden neu zu entdecken, - darin liegt ihre ganze und unvergängliche Schönheit.